Flamenco ist der Überbegriff für eine in Südspanien begründete Musikkultur. Seine Geschichte ist nicht völlig geklärt, kurz fassen lässt sich aber, dass die klassische und folkloristische Musik Andalusiens sich mit der der Mauren (8.-15. Jdh.) und der seit dem 15. Jhd. aus Indien Eingewanderten vermischte. Wichtigste Epoche und das „goldene Zeitalter“ des Flamencos ist die Mitte des 19. Jhd. Was wir heute als Flamenco mit all seinen verschiedenen Stilen kennen, wurde in dieser Zeit geprägt. Seither kamen nur noch sehr wenige Flamencostile hinzu.
Der besondere Charakter des Flamencos ergibt sich durch die Elemente Gesang (cante), Tanz (baile), Gitarre (toque) und deren Zusammenwirken innerhalb der verschiedenen Flamencostile (palos) und ihrer Rhythmusstruktur (compás). Die Basis der meisten palos ist der jeweilige compás. Auf ihm entsteht das musikalische Gerüst durch Elemente, wie zum Beispiel falseta (Melodiespiel), llamada (Ankündigung), remate (Abschluss) oder escobilla (langer perkussiver Fußteil des Tänzers) – mit diesen Elementen können die Interpreten ohne Absprache improvisieren. Die toques libres folgen keinem festen compás und bilden damit eine weitere Variante des Flamencos, wie auch die cantes a palo seco (Gesangsstücke ohne Instrumentbegleitung). Wichtige Taktgeber sind die palmeros und cajoneros, die dem Gitarristen, Sänger und Tänzer mit ihrem komplexen Händeklatschen und Varianten reichen Schlagmustern auf dem Cajón (Holzkisten-ähnliches Instrument) den je nach palo jeweils geforderten Rhythmusteppich auslegen. Die Flamencostücke werden dabei in zwei Kategorien eingeteilt: einmal jene zum Anhören (para escuchar) oder jene, die speziell für die Tanzbegleitung (para bailar) komponiert werden.
Das Spiel der Flamencogitarre im Besonderen hat zusammen mit Gesang und/oder Tanz vor allem eine begleitende, unterstützende Funktion – beim instrumentalen Flamenco hingegen steht sie im Vordergrund. Die drei Hauptelemente Gesang, Tanz und Gitarre müssen nämlich nicht immer alle zusammen auftreten. Traditionell unterscheidet man Flamenco mit Gesang, Flamenco mit Tanz und rein instrumentalen Flamenco ohne Gesang und Tanz. Das Spiel der Gitarre unterscheidet sich dabei erheblich:
Wird der Gesang von Gitarre begleitet, stellt man sich dies am besten wie ein Gespräch vor, bei dem der Gesang die Führung übernimmt: er „spricht“, die Gitarre „antwortet“. Hierfür braucht der Gitarrist ein ausgeprägtes Einfühlungsvermögen. Die Flamencotanz-Begleitung folgt einem ähnlichen Schema: Der Tanz führt und gibt mit festgelegten Elementen Zeichen, denen der Gitarrist folgen muss. Hierbei ist vom Gitarristen rhythmische Präzision und die genaue Beobachtung des Tänzers gefordert.
Der Gitarrist hat im Zusammenspiel mit Gesang und/oder Tanz also in erster Linie eine begleitende Funktion. In den Vordergrund tritt er hierbei nur mit seinen falsetas (Melodiespiel). Diese haben ein besonderes Gewicht in der gitarristischen Königsdisziplin „instrumentale Flamencomusik“. Ob solo oder zusammen mit anderen Musikern – hierfür braucht der Gitarrist nicht nur ein großes Repertoire, sondern auch höchste spieltechnische Fertigkeit, rhythmische Präzision, Persönlichkeit und Ausdruck. Es geht nicht um das Herunterspielen von Noten, sondern um das Verinnerlichen einer impulsiven Musikkultur mit dem persönlichen Stil des jeweiligen Interpreten.
Flamenco ist seit 2010 UNESCO Kulturerbe und am 16. November der „internationale Tag des Flamenco“.